19.07.2021

 

Wanderung im nichts zum see
 

Ich bin in einer sehr ruhigen Gegend gelandet. In Yguazu gibt es eigentlich nichts ausser Japanern und den See, der ist 5 km von der Stadt entfernt, dahin laufe ich jetzt.

Ich gehe mal wieder an Eukalyptusbäumen entlang spazieren, hier die typischen Plantagen, seit ich weiß wie schnell der wächst sehe ich die doch mit anderen Augen, innerhalb von 4-5 Jahren ist der 6 Meter hoch. Das erklärt den schnellen und hohen Gewinn den man hier Anbietern von Investitionen in Paraguay bieten können.

Ein netter Paraguayer hält an und fragt ob er mich mitnehmen soll, als ich sage ich laufe...

Ach ja, heute habe ich mein 4-jähriges Schwindeljubiläum. Nix was ich wirklich feiern möchte, aber stolz zu sagen, dass ich mich auf eine Wanderung von 10-12 km eingelassen habe, in einer Gegend die im Vergleich zu Haibach äußerst dünn besiedelt ist. Ja, ich trau mich, Scheiß auf den Schwindel, der kann mich mal! Man darf sich sein Leben nicht nehmen lassen! Nie! Weder von Krankheiten, noch von der Politik, noch sonst wem! Es liegt immer an einem selbst und wenn ich mir das oft genug einrede, glaub ich es mir auch!

Jetzt haben schon zum zweiten mal freundliche Paraguayer angehalten und gefragt, ob sie mich mitnehmen sollen, aber dieser alte Instinkt zu fremden Männern steigt man nicht in Auto ist irgendwie noch viel zu tief verankert, und ich bin definitiv noch nicht müde genug um gegen diesen Instinkt zu handeln.

Eine interessante Quote, zwei von drei Autos haben angehalten und gefragt, wieviel würden das wohl in Europa, in Österreichtun?

Interessant, mitten im Nichts eine Farm mit dem Schild „Propiedad privada - prohibido entrar“ was soviel heißt wie „Privateigentum – Eintritt verboten“, das erste mal, dass ich das in Paraguay sehe, ob hier Deutsche wohnen?

Heute gibt es frischen Mais zum Mittagessen, roh natürlich, ich hoffe glyphosatfrei. Nachdem was ich von den Menoniten erfahren habe, bin ich da allerdings nicht 100 Pro von überzeugt. Aber einmal ist keinmal, mein Körper wird es aushalten.

So ein Scheiß! Jetzt bin ich ungefähr 500 Meter vom See entfernt und stehe vor einer T-Kreuzung und einem undurchdringlichen Gebüsch. Tja, das war nicht eingezeichnet. In einer indigena hütte frage ich die Bewohnerinnen wie es weitergeht und sie meinten noch 2 km geradeaus, also an der T-Kreuzung rechts und ich käme bis zum See. Nun, das wird ein etwas längerer Spaziergang.



Hier gibt es übrigens sehr viele Blätter die auf der Straße spazieren gehen, ein Phänomen was ich schon mal in anderen Ländern Südamerikas gesehen habe. Das sind ziemlich große Ameisen mit ziemlich viel Kraft, die ziemlich viel transportieren können, was mich daran erinnert, mich hier nirgendwo hinzusetzen, zumindest nur mit sehr viel Vorsicht, denn Ameisenbisse können auch Allergien auslösen, darf man nicht vergessen. Ich bin jetzt ungefähr 200 Meter vom See entfernt, sehe ihn bereits richtig nah und freue mich darauf ihn von der Nähe anzuschauen. Diese wandelnden Blätter sind in diesem Fall übrigens Termiten.

Das hier ist ziemlich unberührte Natur, was ich nicht auffangen kann ist das Vogelgezwitscher, hier ist einfach nichts- Nur zwei kleine Häuser der Ureinwohner, das ist es aber auch, mit ein bißchen Maisfeldern und zwei Kühen, ansonsten ist hier nichts, und diesen Nichts ist ziemlich weit entfernt, also ungefähr 6 km von Yguazu, und ich in die ganze Zeit durch Nichts gegangen. Also sprich eine Straße die eigentlich nur zu den 4-5 Häusern führt, die hier insgesamt wohl in der Gegend verstreut liegen. Nichts, naturbelassen oder abgeholzt, je nachdem wo es gerade notwendig ist, oder was man wohl auch zum überleben braucht. Da hier in Paraguay wie wild gebaut wird, besteht auch ein großer Bedarf an Bauholz. Ich habe gehört, dass auch von hier Bauholz nach China verkauft werden soll, aber dass habe ich nur einmal als Nebenbemerkung mitbekommen, ob es stimmt weiß ich nicht.

Ich würde mich verdammt gerne hierher setzen, meine Bananen essen, etwas trinken, aber in Anbetracht der ortsansässigen Termiten ziehe ich es vor ganz gemütlich zurück zu gehen.

Faszinierend! 200 Meter vor mir läuft ein Mann über die Straße! Ich bin nicht die einzige, die hier solo unterwegs ist.

Von einem der Anwohner wurde ich auf sein Grundstück eingeladen und er zeigte mir einen kleinen Weg zum Lago , zumindest zu einem Ausläufer des Lago, hätte wir sein Boot genommen, hätten man auf den See fahren können. Es gab Wasser zu trinken und ich konnte mich ein bißchen sitzender weise ausruhen, wie es sich halt so ergibt, das Universum ist sehr lieb. Ja, und jetzt laufe ich nochmal 2 Stunden zurück und werde mir heute Abend dann irgendwo was zu Essen organisieren, denn an diesem Tag war ich körperlich sehr fleißig.

Die Lebensverhältnisse hier sind schon beeindruckend ärmlich. Die Zufriedenheit des 74 Jahre alten Mannes, der sich übrigens bis jetzt ebenfalls weigert impfen zu lassen, war beeindruckend.

Was sehr erfreulich war, ich konnte meine Wasserflasche auffüllen und bin jetzt wieder mit einem gut dreiviertel Liter Wasser ausgestattet um den Rückweg zu gehen.

Was ganz witzig ist, hier am See wo wirklich nichts ist außer die beiden Häuser der offensichtlich Indianer, habe ich perfekten Telegram Empfang über Telefon. Irgendwie spannend.

Jetzt war ich zum Abschluss des Tages noch einmal ganz mutig. Ich habe mich getraut die Autobahn zu Fuß zu überqueren und habe richtig gut und satt gegessen für fünft Euro, inklusive einem Liter Kokosmilchsaft, also hier wurde ich jetzt nicht arm. Morgen werde ich doch nach zur Ciudad Villa d'Este weiterfahren. Evelyn hat mir gesagt, die Stadt ist gar nicht so gefährlich wie es allgemein so heißt, man muss halt vorsichtig sein. Gut, ich bin vorsichtig und mal schauen, ob ich es zum Wasserfall von Yguazu schaffe oder nicht. Ich werde es erleben, wenn nicht, habe ich Ciudad Villa d'Este gesehen und werde mich auch nicht erschiessen.

Ansonsten werde ich mich dem hiesigen Verhalten der Menschen anpassen. Es ist jetzt 16:22 Uhr, also ich werde in ungefähr einer Stunde ins Bett gehen, um 17:22 Uhr ist es hier nämlich stockdunkel und dann kann man draußen wenig bis gar nichts mehr machen, aber hier schließen die Geschäfte ja, zumindest an diesem Ort, alle bereits um 17:00 Uhr, und die Leute gehen nach Hause, essen Abendbrot und lassen den lieben Gott einen guten Mann sein, dann tue ich das auch.

 
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