20.07.2021

 

Einsame Großstadt am sonntag
 
Jetzt stehe ich hier auf der Autobahn und warte auf den Bus. Die Straßenräuber, pardon – Polizisten sind wieder unterwegs um all jene anzuhalten die ohne Licht fahren, geht ja gar nicht. Na gut, Gehalt aufbessern ist halt notwendig. Ich bin neugierig wann der Bus kommt, ich bin rechtzeitig losgefahren, d.h. meine japanische Gastgeberin hat mich zur Autobahn gebracht, obwohl das nur ein paar Meter gewesen wären, aber sie war so nett. Ich musste ihr sogar sagen, dass sie mir den Mate und etwas nachmittäglichen Kaffee und Toast in Rechnung stellt, das hätte sie glatt vergessen, das geht aber gar nicht bei dem Mietpreis, ich habe hier für zwei Übernachtungen mit Frühstück und Toast 190000 bezahlt. Und schon bin ich im Bus.

Der Busfahrer hat offensichtlich seine ganze Familie dabei, sein Sohn kassiert mein Geld, bei der nächsten Haltestelle steigt er aus und kauft Grillspieße und steigt wieder ein, und die Frau neben dem Busfahrer vorne rechts isst diese Grillspieße. Sehr amüsant. Im Bus fahren lauter Indianer mit, kaum Leute mit Maske, auch eine interessante Beobachtung.

Ich habe wohl den langsamsten aller möglichen Busse erlebt, wir werden jetzt zum 3. mal von einem Bus überholt, aber auch das ist eine interessante Beobachtung.

Jetzt steigt der Sohn aus, kauft ein Huhn was am Straßenverkauf angeboten wird, und der Bus wartet, bis der Junge wieder kommt, auch sehr interessant.

Jetzt schon schnell tanken fahren, ja dieser Bus ist nicht sehr schnell. Erinnert mich an die 3. Klasse Busse in Mexico von vor über 30 Jahren.

Alles sehr entspannt, alles sehr gemütlich, aber dafür hat mich das Busticket für knapp 50 km auch nur 1,20 Euro gekostet.

Ich bin in einem kleinen Hotel angekommen. gegenüber ist das Hotel Munich, dann gibt es das Hotel Austria. ich habe es aber vorgezogen in das Hotel Cabeno zu gehen. Hier arbeiten Paraguayer, ich glaub nicht, dass ich im Hotel Austria richtig untergekommen wäre. Es gibt warmes Wasser, dass Zimmer ist richtig warm, und ich werde heute mal wieder ausgiebig duschen, die letzten Tage was es mir einfach zu kalt.

So, jetzt schau ich mir erst mal die Stadt an, die laut Aussagen der Hoteleigentümer ruhig sein soll, heute ist ja Sonntag. Danke, mein Bedarf an Unruhe ist auf den ersten Blick ziemlich gedeckt, das wird spannend morgen.

Erste Eindrücke, überall im Zentrum kann man Asado kaufen, also gegrilltes Fleisch. Ansonsten ist das hier im Herzen der Stadt relativ städtisch, man findet Dreck, man findet Junkies, sehr viel Armut also alles was die Welt nicht braucht, leider. Jetzt suche ich erstmal die Bushaltestelle und habe im Moment noch keinen Plan wohin es eigentlich geht. denn ich war definitiv mit einem lokalen Collectivo unterwegs, und das hat ein anderes Terminal als das große Terminal für die großen Überlandbusse, das muss ich erst mal finden. Aber wahrscheinlich gönne ich mir da dann ein Taxi, so richtig teuer ist Taxifhren hier nicht. Zum Saltos del Monday kostet es 100.000 Guaranies, zu den Cataratas, also den Wasserfällen von Yguazu wo ich eigentlich hin möchte, kostet es 300.000 Guarani es. ich weiß aber nicht ob ich mich wage, denn auch wenn mir der freundliche Taxifahrer sagt, dass illegale Grenzübertritte kein Problem darstellen, hmmm, ich hab einfach Schiss.

Abgesehen von den Junkies im Park, ist es richtig nett. es gibt hier sehr viele Parks, die Stadt ist sehr grün und überschaubar laut, gar nicht so viele Autos. OK, es ist Sonntag, ich habe keine Ahnung wie es morgen wird.

Mit Collectivo habe ich richtig Glück gehabt, bis zur Busstation bin ich jetzt gute 1,5 Stunden gelaufen. Dank lokalem collectivo bin ich im Zentrum. wenn ich hier wegfahre, fahre ich definitiv mit dem Taxi bis zur Busstation.

Hier ist es wie in vielen großen Städten, es gibt die reichen, großen Supermärkte, die reichen Leute, sogenannten besseren Leute wie mir ein Paraguayer sagte, die mit SUVs zum Supermarkt fahren, und dann gibt es die Menschen, die Altpapier zu sammeln scheinen, auf den Straßen leben, wie erwähnt Junkies und viele denen es offensichtlich gar nicht gut geht. Vor mir ist ein Burger King und habe ähnliche Junkfood-Läden auch schon gesehen. Nachdem ich die Busstation gefunden habe, die wirklich ganz weit draußen ist, laufe ich jetzt zurück, es ist einfach gut, sich ein bißchen zu fuss zu orientieren, kreuz und quer und sinnlos durch die Städte zu gehen. Natürlich sehe ich nicht die ganzen touristischen Highlights die es hier gibt, aber wenn ich ein Land kennenlernen möchte, dann außerhalb der Touristenpfade, da hilft es wenn man ziel- und planlos durch die Stadt wandert und sich einfach alles anschaut.

Das war jetzt lustig. Ich laufe mit meiner Kamera die Straße entlang und ein Fahrer dieser Transport-Motorräder fragt ob ich ein Photo machen möchte. Er fährt mit seiner Mutter hinten drauf, und natürlich wollte ich ein Photo machen, muss man mich nicht zweimal fragen. Nett!

Ciudad Villa d'Este ist alles, nur keine schöne Stadt. Hier kann man Grundstücke von 200 qm kaufen, es ist ein absoluter Widerspruch, eben war ich noch im urbanen Umfeld, und hier laufen einen km weiter die Hühner auf dem Grundstück frei rum, mitten in der Stadt. Vor mir die Hochhäuser, hinter mir eine Betonburg und rechts ein kleiner Hof mit Hühnern.

Eine Geschichte, die mir von einem Paraguayer erzählt wurde, ob sie stimmt weiß ich nicht. Der Bürgermeister von Ciudad d'Este soll eine früherer Abgeordneter sein, der allerdings mehrfach verurteilt im Gefängnis gelandet war. Als man ihn im Parlament von Asuncion nicht mehr haben wollte, hat er gesagt, er geht nach Ciudad d'Este, hier so derjenige er es mir erzählt hat, könne man sich die Stimmen der Bauernn kaufen für 100.000 Guaranies, also 12,50 Euro, und schon würde man eine Stimme im Sack haben. Der typ sei auch vor kurzem gewählt worden. Wie gesagt, ob die Geschichte stimmt kann ich nicht beurteilen, nach allem was ich in diesem Land für Geschichten gehört habe, passt es eigentlich ganz gut.

Irgendwie spooky ist es schon, ich laufe mitten durchs Zentrum und alle guten Geschäfte sind geschlossen, ich bin einer der ganz wenigen Menschen die hier rum rennen. Natürlich fahren Autos und ab und zu kommt ein Mensch den man dann mal fragen kann, in welche Richtung es wohin geht, aber es ist sehr sehr ruhig.

Erwähnen möchte ich noch:
Ich habe hier schon einige elektrische Überleitungen in USA, Mexico und überhaupt Südamerika gesehen, aber was ich hier sehe schlägt alles. Am Markt von Ciudad d'Este wird jeder Elektriker hysterisch.



 
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