15.07.2021

Haibach ist so zentral

Nach einem herrlichen Milchkaffee gehe ich mit Christina und ihren Kindern durch den Busch zum Stallhaus zum Kühe melken. Der Weg ist für jemanden wie mich abenteuerlich, fuer sie ein lockerer spaziergang. Sie haben zwei Kühe und zwei Kälber die ungefähr neun Liter Milch geben, ausreichend für Käse, Joghurt und die zahlreichen Leckerein die Christina selber macht, aber es ist heftige Arbeit hier draußen und weit weg von allem. Allein Der Weg hierher ist sehr interessant und bei schlechtem Wetter nicht befahrbar, bei schlechtem Wetter sollte man hier draussen also nicht krank werden. Christina bewirtschaftet ein 10 Hektar Grundstück, ihr Mann ist Geigenbauer, aber baut wohl nicht mehr so viele Geigen, so wie ich ihn verstanden habe, und ob der Geigenbedarf hier in Paraguay so hoch ist weiß ich nicht. Das Leben hier draussen ist sehr, sehr, sehr anders. Möchte man völlig isoliert leben? Ist das hier der Platz? Ich glaube nicht, dass das auch nur im Ansatz etwas wäre was ich möchte, oder schaffen würde. das ist wirklich zu weit von aller Zivilisation. Natürlich, oder vermutlich ist man hier auch sicher, wenn es hier zu einem Impfzwang kommen sollte. Ich glaub nicht, dass sie bis hier raus fahren werden. Mit über ungefähr 20 km Buckelpiste und sehr, sehr vielen verstreuten Häusern und neben dran ein Indianerreservat. Nein, in der Beziehung ist man hier sicher. Nur auch da stellt sich die Frage, Leben um jeden Preis, ist es das Leben was man will? Wenn es das Leben ist in der Natur, als Einsiedler, absoluter Selbstversorger, dann ist das hier „the place to be“, dann kannn man hier toll leben. Aber für mich ist Haibach ja immer mal wieder zu einsam und wie wäre es dann hier? Bei Tomaten kämpft man hier genauso wie bei uns, mit Braunfäule, mit beißenden Insekten, es gibt allerdings auch Neem um Pflanzen zu spritzen, hilft nur nicht bei allen Insekten. Warum werden Bananen mit einer Plastiktüte im Busch überzogen? Weil sie zu sehr unterschiedlichen Zeiten reifen, und wenn sie gelb sind, gehen die Vögel dran, also an einer Bananenstaude werden die zu sehr unterschiedlichen Zeiten reif. Wenn ich also nicht möchte, dass die Vögel sie essen muss man sie abdecken und dann nach und nach holen, oder man holt sich die Staude mit den ersten reifen ins Haus und lässt sie dann im Haus reifen. Als Selbstversorger wäre ich hier einfach gescheitert, oder würde ich derzeit hier einfach scheitern. Wenn man sich auskennt, kann man hier als Selbstversorger problemlos leben. Dazu Christina „Du kannst sehr viele Obstbäume pflanzen, also Papaya, Bananen, mango, dann gibt es Maniok, das ist so das einfache, ist unkompliziert und wächst schnell. Bananen kannst Du in einem Jahr ernten, oder so, wenn die Pflanzen an einem guten Standort stehen, Papaya auch, etwa 1,5 Jahre. Maniok in einem halben, dreiviertel Jahr, der wird auch viel größer, der kann zwei Jahre lang stehen und wird immer größer. Süßkartoffel geht einfach, nach einem halben Jahr hast du Süßkartoffeln. Das sind alles Sachen, wo du dich nicht drum kümmern musst. Die pflanzt du und hältst die ein bißchen sauber oder auch nicht, da hinten habe ich nichts gemacht, kann man trotzdem ernten, aber der Standort war halt gut. Alles andere musst du halt dann nach nach, das dauert ein bißchen länger, wenn du andere Obstbäume pflanzt, die brauchen vielleicht drei-vier Jahre, bis die dann mal in den Ertrag gehen, Ananas hast du auch nach einem Jahr.“ Wir fahren 3-4 km zur französischen Nachbarin, Chantalle, die nur über Piste erreichbar ist, die bei Regen überhaupt nicht befahrbar ist. Sie wohnt in einem Kuppelhaus, schöne alternative Bauweise. Zum lAbschluss des Tages, es ist immer noch schwierig mit Schwindel zu reisen, ich Kämpfe täglich genau wie zu Haus. Aber bei so netten Menschen, wie Christine und Simon, oder auch vorher mit Silke und den anderen: es ist machbar. Von daher nutzt die Gelegenheit, auch wenn es schwierig ist, wer weiß was uns noch bevorsteht. Nutzt diesen Sommer!

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