07.07.2021

 

Besuch bei Silke von der Mahnwache linz
 
Wir fahren zur Colonia Independencia. Frühstück im Auto, Palitos mit Mate. Immer wieder lustig sind die Kühe auf der Straße, d.h. langsam fahren, denn die haben schließlich Vorfahrt.

Eine Wohltat für meine Augen in Supermärkten, es gibt nahezu keine Produkte von den uns bekannten Konzernen, wenn man mal vom Scheiß Nescafe absieht, aber auch dazu gibt es lokale Alternativen. Richtig nette Speisen, sowie auch Reinigungs- und Putzmittel von lokalen Anbietern und nicht von den üblichen Konzernen. Es kann natürlich sein, dass die sich lokal eingekauft haben und die alten Namen erhalten haben, dass kann ich nicht beurteilen, aber von aussen betrachtet fühlt es sich sehr regional an.

Ilse und Erich bringen mich in das Sport-Camp von Karsten und nach einiger Sucherei finden wir es. Es ist ein nettes kleines Hotel, dass voller deutscher Auswanderer ist. So viele Verschwörungstheoretiker auf einen Haufen habe ich nur auf Demos erlebt, dass sind die Menschen, die schon ihre Konsequenzen gezogen haben.

Ein junges Paar mit zwei Kindern ohne jemals zuvor in Paraguay gewesen zu sein, sind direkt aus Deutschland weggegangen, haben dort ihr Haus verkauft, alles hinter sich gelassen und mit nur vier Koffern hier eingereist. Ein anderes Ehepaar hat noch einen Container in Deutschland, den sie sich nachkommen lassen wollen. Sie sitzen hier alle im Camp von Karsten, machen Rundreisen durch Paraguay und schauen sich die Umgebung an. Ich glaube das Hotel beherbergt zur Zeit etwa zwanzig Deutsche.

Itati ist in der Nähe, ein Natur- und Community Projekt von Benedikt, den ich am Abend kennenlernen werde. Silke die ich aus Linz kenne, arbeitet an diesem Projekt mit, Sonja aus München kommt auch dazu und arbeitet dort mit. Ebenso Harald, ein richtiger Flüchtling aus Brandenburg, der Mann mit der grünen Jacke, der sich noch am 21.04.21 in Berlin mit den Bullen geprügelt hat.

Ja, es ist ein komisches Gefühl hier zu sein, unter lauter Menschen, die für sich schon die Entscheidung getroffen haben zu gehen. Die Stimmung mit den Leuten ist natürlich total entspannt, weil man sich unter seinesgleichen bewegt, man muss nicht diskutieren, man hat die gleichen Gedanken, Befürchtungen, Paranoia, da ist sehr viel Verständnis.

Aber ich weiß nicht, ich möchte mir das Ganze aber auch nicht schön reden. Es gibt hier sehr giftige Wespen und weitere sehr giftige Tiere. Im Sommer hat es 40-45 Grad und es ist schwül. Jetzt ist gerade Winter und die Menschen frieren bei 10 Grad, heute morgen hatte es wieder um die 20-25 trockene Grad. Im Winter ist es sehr angenehme hier, aber wenn ich von da auf den Sommer hochrechne, naja, dass ist bestimmt ziemlich spannend für Leute mit Hitzeempfindlichkeit.

Das Gesundheitssystem ist vorsichtig gesagt optimierungsbedürftig, man muss alles privat bezahlen, es gibt wohl auch Versicherungen, aber da werde ich mich noch erkundigen, wenn ich das nächste Mal bei Evelyn und ihren Eltern bin, die hat da natürlich Kontakte.

Heute fahre ich mit Benedikt, Silke, Sonja und Harald nach Numi und anschließend werde ich mir das Projekt in Intati anschauen, bin relativ neugierig, wie sich das darstellt. Für einen Plan B ist das hier sicher eine interessante Option, nur stellt sich die Frage ob Plan B im September noch ausreichend ist.

Auf Facebook fragt mich der eine oder die andere immer wieder, ob ich mir vorstellen kann hier zu leben. Ich kann mir vorstellen überall zu leben, naja fast überall, weil ich ziemlich gut adaptierbar bin zu den südamerikanischen Verhältnissen. Für viele Deutsche, die noch nicht in diesen Ländern waren ist das ganze hier wohl ein heftiger Kulturschock den man nicht unterschätzen darf. Ich fühle mich wohl, wie es anderen geht kann ich nicht einschätzen.



 
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