08.01.2023

Von Andrea Drescher

Ein Krieg, zwei Blickwinkel

 

Sobald Krieg herrscht, herrscht Propaganda. Im Krieg kann man niemandem trauen. Denn alle Beteiligten setzen Propaganda ein, um damit kriegsentscheidenden Einfluß zu nehmen.

 

Für Außenstehende ist es schwer, sich eine Meinung bilden zu können. Man braucht Ohren und Augen, denen kann vertrauen kann und die es ermöglichen, mehrere Seiten zu sehen.

Mainstream-Medien zu vertrauen, ist (mir) nicht möglich. Da gibt es nur die guten Ukrainer und die bösen Russen.

Mit Filmen von Billy Six und Alina Lipp haben zwei deutsche Journalisten das Kriegsgebiet in der Ukraine bereist, die zu den freien bzw. neuen Medien zählen. Six hat auf der westlichen Seite mit Menschen gesprochen, Lipp berichtet auch über ihr eigenes Leben auf der östlichen Seite. Beide Filme sind so neutral, wie es den Journalisten möglich war. Sie zeigen dass, was die beiden gesehen bzw. erlebt haben.

Ein “westlicher” Blick auf den Krieg in der Ukraine

“Frontstadt Charkow – Putins verlorene Schlacht“, der neuste Film von Billy Six ist es wert, angeschaut zu werden. Auch wenn er dem westlichen Narrativ entspricht und es mehr als genug “westliche Propaganda” gibt, lohnt er sich.

Billy Six ist kein Mainstream-Journalist. Er war nicht nur in Syrien und Venezuale, als es dort “brannte”. Er war auf dem Maidan, im Donbass und auch in Odessa. Und er hat das, was den Menschen dort an Leid zugefügt wurde, entsprechend in verschiedenen Videos gezeigt.

Diesmal war er auf der ukrainischen Seite des Krieges – und zeigt, dass dort genauso Menschen leiden, wie wir es auf der russischen Seite des Donbass dank Alina Lipp, Thomas Röper oder Patrick Lancaster kennen.

Auch dieser Film ist nicht “die Wahrheit”. Es ist das, was er vor Ort sehen und hören konnte – und was die Menschen in eine Kamera sagen können bzw. dürfen. Aber es ist um ein Vielfaches “wahrer” als das, was uns ARD, DLF & Co täglich präsentieren. Danke für Film, der bei Nuoviso / Nuoflix erschien, genauso wie sein Film über MH17.

Auch bei dem Film über den Abschuss der Boeing MH17 im Jahr 2014, recherchierte er selbst vor Ort in der Ukraine und befragte Augenzeugen und Militärangehörige und kam zu anderen Schlussfolgerungen als “correctiv”, einem sogenannten “Recherche-Netzwerk des Mainstream”. Er sprach dort mit den “Quellen” aus der Webreportage von correctiv und stellte fest, dass viele Aussagen zurechtgebogen, sinnentstellt und ins Gegenteil verkehrt wurden. Der Mainstream hat sich seit damals nicht geändert.

Ein “östlicher” Blick auf den Krieg in der Ukraine

Alina Lipp ist laut Correctiv und anderen deutschen “Qualitätsmedien” das Sprachrohr russischer Propaganda. Sie hat am 1. Januar eine kurze Dokumentation der Situation in der Ostukraine publiziert, die man genauso wie „Frontstadt Charkow – Putins verlorene Schlacht“ von Billy Six kennen sollte, um sich ein eigenen Bild über die Situation im Kriegsgebiet machen zu können.

Ihr Einleitungstext auf Telegram:

“Das wichtigste Video, das ich jemals gemacht habe, wurde heute veröffentlicht. Durch meine Kamera seht ihr, was wirklich im Donbass geschieht und worin meine Arbeit besteht – wofür Deutschland mich sogar verfolgt. Für das Filmen im Donbass habe ich 2022 mit meiner Heimat bezahlt, in die ich nicht mehr zurückkehren kann – weil der Westen Waffen an die Ukraine liefert, mit denen auf Zivilisten im Donbass geschossen wird und ich für das Öffentlichmachen zum Schweigen gebracht werden soll. Glaubt ihr nicht? Schaut den Film. Aber gut festhalten – es wird emotional.”

Sie erzählt über ihr Leben im Kriegsgebiet. Sie hat Monate in Donezk verbracht und hat mehrfach die graue Zone (erweitertes Frontgebiet) besucht. Sie berichtet über Einzelschicksale und regionale Zerstörungen – und das sehr emotional. Deutlich emotionaler als Billy Six das getan hat, so dass man ihr mangelnde journalistische Distanz oder auch mangelnde Objektivität vorwerfen kann – wenn man will. In einem Krieg objektiv zu bleiben ist, insbesondere wenn man vor Ort lebt, eine – in meinen Augen – fast übermenschliche Fähigkeit. Ich besäße sie nicht.

Machen Sie sich selbst ein Bild. Das Video “Donbass 2022 von Alina Lipp“ dauert 16 Minunten. Auch dieser Film macht deutlich: Krieg ist mörderisch – und die Leidtragenden sind die Menschen – egal auf welcher Seite der Frontlinie. Beide Filme zeigen eines:

Es wird dringend Zeit für Friedensgespräche, damit die Menschen auf beiden Seiten der Fronlinie nicht mehr leiden müssen.

 

Erschienen bei apolut

 

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