19.01.2021

Von Dr. Michael Dahnke

Menschen mit Mut: Guy Dawson. Liedermacher und Friedensaktivist

 


Obwohl die meisten der für 2020 geplanten, offiziellen Auftritte des Musikers Guy Dawson wegen der Anti-Corona-Massnahmen abgesagt wurden, tourt er seit Monaten durch die Republik, musiziert bei Demonstrationen gegen die Einschränkungen und hat vermutlich mehr Menschen erreicht, als ihm das mit seinem offiziellen Programm möglich gewesen wäre.

 

Wo sind Sie in den letzten Monaten aufgetreten? Viele Musikerkollegen sind arbeitslos, Die Ärzte haben Ende März Ein Lied für jetzt veröffentlicht, Niedecken hat sich im August publikumswirksam mit einer Gesichtsmaske auf Instagram von ›Aluhüten, Verschwörungstheoretikern und Corona-Verweigern‹ distanziert - und Sie spielen öffentlich vor Publikum.
Jeder soll machen, was er oder sie für richtig hält. Ich lasse Die Ärzte einfach Die Ärzte sein. Ich finde, dass die Haltung, sich zu distanzieren, so weit ausgeartet ist, dass Menschen unterschiedlicher Meinung überhaupt nicht mehr vernünftig debattieren. Das ist ein Verlust eines wichtigen Teils der Demokratie. Ich hatte ein paar lokale offizielle Auftritte im Sommer, ansonsten habe ich bei vielen Demonstrationen von Kündigt Ramstein, dem Netzwerk Impfentscheid, Walk to Freedom und Querdenken sowie anderen gegen die Einschränkungen musiziert. Genauso habe ich mich musikalisch für die Freilassung von Julian Assange und die volle Wiederherstellung des Grundgesetzes, für Frieden und Freiheit in Koblenz, in Köln, in Berlin, Hannover, Magdeburg, Leipzig, Frankfurt und Ulm eingesetzt. Dort war und ist mein Publikum.

Zuletzt haben Sie den Song Antifa Hounds of Hell https://youtu.be/864AN6xT7-8 veröffentlicht, wann haben Sie angefangen, als politischer Liedermacher mit Selbstgeschriebenem aufzutreten?
Als ich Anfang Zwanzig war, trat ich mit Cover-Versionen von Billy Bragg, Bob Dylan und Irish Traditional Songs auf. Politische Lieder habe ich erst in letzter Zeit geschrieben, nachdem ich viele Jahre kaum Musik gemacht hatte. Ich war Vollzeit als Altenpflegefachkraft tätig und kümmerte mich um meine Kinder und meine Frau. Nach einem Burnout habe ich mich 2016 als Musiker selbständig gemacht und bin seitdem in einer neuen kreativen Phase meines Lebens. Seit Beginn der staatlichen Anti-Corona-Maßnahmen im März 2020 gibt es vieles, was gesagt werden muss. Ich würde viel lieber Irish Traditional Musik in Pubs und auf Hochzeiten spielen, aber ich muss jetzt diese Lieder als Waffe gegen gefährliche politische Umstände schreiben, die ein würdiges Leben unmöglich machen.

Sie interessieren sich sehr für die irische Volksmusik, die eine lange Tradition mit politischen Liedern im Widerstandskampf gegen den britischen Imperialismus und die Unterdrückung in Irland hat. Sie war immer ein wichtiges Instrument im politischen Kampf. Mit Sunday Bloody Sunday hat die irische Rockband U2 sehr schnell sehr viele Menschen erreicht.
Musik erreicht Menschen auf einer ganz anderen Ebene und kein Panzer kann sie abwehren. Sie geht in die Seele und spielt mit Emotionen. Die Iren haben die Heldentaten ihrer Menschen immer in historischen Balladen beschrieben. Vor diesem Hintergrund habe ich Carolas March https://youtu.be/YexFpvardaY. geschrieben und mich in diese Tradition eingereiht. Damit wollte ich der politischen Demokratiebewegung von heute ein Profil geben und die Menschen unterstützen, die so viel von ihrem Leben für die Freiheit einsetzen. 800 Jahre lang war die irische Musik eine tragende Säule des Widerstandes und diente der Aufrechterhaltung der Identität der Iren und dem Zusammenhalt in harten Zeiten, auch während des Nordirland-Konfliktes von Ende der 1960er bis zum Karfreitagsabkommen 1998. Die unmenschliche Behandlung der Gefangenen in Maze Prison in Lisburn habe ich als besonders schlimm empfunden, die gegen alles ging, was ich für anständig halte, und für mich die brutale Realität des britischen Kolonialismus zeigte.

War der Entzug des ›Sonderkategoriestatus‹ für gefangene IRA Mitglieder 1976 ein besonders berüchtigtes Beispiel?
Ja. Im Zuge dessen wehrten sich die bis dahin als politische Gefangene behandelten I.R.A.-Mitglieder u.a. mit der Weigerung, Uniformen von Strafgefangenen zu tragen. Ihnen wurde daraufhin von den Wärtern nicht erlaubt, ihre Exkremente aus den Zellen zu entsorgen, bis sie die verhängten Auflagen akzeptierten. Dem kamen sie nicht nach und mussten darum monatelang im eigenen Dreck leben. Das hat mich sehr schockiert. Dann sind Anfang 1981 ungefähr 14 Gefangene wieder in den Hungerstreik getreten, dessen prominentestes Opfer und Symbolfigur dieses Kampfes Bobby Sands am 5. Mai 1981 nach 66 Tagen Hungerstreik starb. Die britische Regierung hatte nach einem ersten Hungerstreik im Oktober bereits im Dezember 1980 eingelenkt und den Forderungen der I.R.A.-Mitglieder zugestimmt. Als klar wurde, dass die Regierung unter dem neoliberalen Aushängeschild Margaret Thatcher nicht bereit war, sich an die Vereinbarungen zu halten, wurde der Hungerstreik wieder aufgenommen und insgesamt 10 Streikende sind gestorben. Der Mut von Bobby Sands und den Anderen hat mich tief beeindruckt. Die höhnischen Reaktionen vieler Briten sowie die Wortbrüche und Verbrechen der britischen Regierung gingen nicht spurlos an mir vorbei. Ab dann war mir klar, dass Menschenrechte das höchste Gut sind.

Sie leben seit 30 Jahren in Deutschland…
Nein, ich war von 1992 bis 1993 in Prag und habe dort hautnah den Umbruch erlebt, als sich am 31.12. die Tschechoslowakei in die unabhängigen Staaten Tschechien und Slowakei trennte. Prag war ein Paradies für Musiker, dort fand man Musiker aus aller Welt und viele Touristen. Es war frei und wir machten auf der Straße, in Parks und Pubs Musik und rauchten Gras. Jeder konnte machen, was er wollte, Václav Havel ließ das damals alles zu. Diese Freiheiten wurden später mit Gesetzen stark beschnitten. In dieser durchaus auch als anarchistisch zu bezeichnenden Zeit habe ich gelernt, wie Anarchismus funktionieren kann. Ich habe dort keine Gewalt erlebt und die Stadt war überall und jederzeit – auch für Frauen – sicher. Diese wunderschöne Zeit möchte ich nicht missen.

Trotzdem haben Sie erst in den beiden Jahren begonnen, politische Lieder zu schreiben? Wie kam es zu diesem Wandel?
Ich würde lieber ein schönes Leben genießend meine Blues-, Irish Folk- und andere Lieder in Pubs oder Party-Musik in einer Band spielen, aber die Situation ist zur Zeit unerträglich. Es gibt Sachen, die gesagt werden müssen. Das ist alles. Wir leben laut Sheldon Wolin in einer Welt des ›umgekehrten Totalitarismus https://kenfm.de/die-scheindemokratie/ ‹. Wolin hat mit diesem Ausdruck die Situation vor 20 Jahren in den USA beschrieben, mittlerweile macht aber eine starke wirtschaftliche Lobby Politik in der ganzen westlichen Welt und Regierungen sind nur noch Handlanger. Es herrscht – höflich ausgedrückt – ein großes demokratisches Defizit. Ich fühle mich reifer, um musikalische Texte und Melodien zu schreiben. Der ›Philanthrop‹ Bill Gates ist gefährlich. Kein Mensch hat ihn gewählt, aber er hat weltweit große Macht. So entstand der Text für Who the fuck is Bill Gates https://youtu.be/_Mjqd-hOU0s . Politische Tatsachen werden von Medien völlig ignoriert, und ich sehe hier einen Bedarf an Liedern zu diesen Dingen. Ein weiteres Thema ist für mich der Wandel der antirassistischen Antifa der 1980er in die Blockwarte des gegenwärtigen politischen Systems und die daraus entstandene Transatlantifa – um es mit Markus Fiedler und Dirk Pohlmann von den Geschichten aus Wikihausen zu sagen https://wikihausen.de/2019/12/06/psiram-und-die-schlaegertruppe-von-der-transatlantifa-31-wikihausen/ .

Woraus das Lied Antifa Hounds of Hell entstanden ist?
In Koblenz haben ›Antifanten‹ gegen die Vortragsreihe Koblenz im Dialog und unsere Demonstrationen für das Grundgesetz demonstriert. Diese Menschen wüteten herum, beleidigten uns als Rechte und warfen uns Antisemitismus vor. Die Absurdität ist nicht zu übersehen, wenn man ihr Auftreten sieht. Dazu konnte ich nicht schweigen und wollte ein kurzes und knackiges Lied daraus machen. Ich konnte damit meine Gefühle gegenüber diesen Pseudolinken ausdrücken.

Das Lied wurde dann aber noch nicht veröffentlicht…
… weil ich es noch nicht beendet hatte. Es lag längere Zeit unfertig herum, bis meine Frau, Ute Dawson, die jahrelang bei der Lebenshilfe Koblenz gearbeitet hatte, – meiner Meinung nach – rechtswidrig fristlos gekündigt wurde.

Wieso das?
Sie hatte am 15. August 2020 ein Video hochgeladen, in dem Eltern und Kinder lautstark gegen die Maskenpflicht für Kinder protestierten. Ein etwa neun oder zehn Jahre altes Mädchen, das sie nicht persönlich kannte, rief ins Mikrophon: »Wir sind doch nicht im 3. Reich, warum müssen wir alle Masken tragen?« Dafür wurde sie von der Transantlantifa bei ihrem Arbeitgeber denunziert. Jochen Mitschka hat diese unglaubliche Geschichte minutiös nachgezeichnet und bei RT veröffentlicht. https://de.rt.com/meinung/106420-geschichte-frau-uber-umgang-mit/. Diese Ereignisse und die orchestrierten Denunziationen der Transantlantifa waren die Auslöser, das Lied zu beenden.

Und anschließend auch rasch produzieren zu lassen?
Die Suche nach einem Produzenten war alles andere als einfach. Ich bin Frank Reuter und Marcel Wojnarowicz von Der Bandbreite wirklich dankbar, dass auch sie keine Angst vor der Transantlantifa haben und das Lied produzierten.

Waren Sie auch vor der aktuellen Situation politisch aktiv?
Ja. Ich habe in Deutschland eine Ausbildung zum Altenpfleger gemacht und bin von 2000 bis 2004 Betriebsratsvorsitzender für 240 Mitarbeiter beim Arbeiter-Samariter-Bund gewesen. Auch war ich viele Jahre Ver.Di -Mitglied und von Anfang 2014 bis März 2019 Mitglied der LINKEN, um nur einmal meine Mitgliedschaften in offiziellen Parteien und Organisationen aufzuzählen.

Warum sind Sie in DIE LINKE eingetreten und warum haben Sie sie dann wieder verlassen?
Vorweg: Ich fühle mich heute als eine Art Christ, ohne auf eine Konfession festgelegt zu sein, die anthroposophische Art, die spirituelle Welt zu erleben, ist mir wichtig. Gleichzeitig war ich immer sozial engagiert und sah darum DIE LINKE als meine natürliche politische Heimat und bin eingetreten. Ich erkannte damals noch nicht, dass die Mitglieder der LINKEN überhaupt keine politische Arbeit machen. Sie tun jedenfalls dezidiert nichts, was auch nur im entferntesten eine politische Wirkung zeigt und erkennbar etwas in der Gesellschaft oder der Wirtschaft verändern könnte.

Stellt DIE LINKE den herrschenden Einfluss der Großunternehmen auf die Politik in Frage?
Genau das tut sie nicht und macht sich damit komplett überflüssig. Ich nahm tatsächlich an, dass DIE LINKE im Deutschland des Jahres 2007 links von der S.P.D. ähnliche Ziele einer Arbeiterbewegung wie die Labour Party der 1980er Jahre in England verfolgte. Ich habe sie als ›hard-left‹, also wirklich als Linke, Sozialisten, die ihren solidarischen Prinzipien verpflichtet sind und diesen folgen, fehlinterpretiert.

Warum hat man sich aber Ihrer Meinung nach die Mühe der Gründung einer Partei DIE LINKE gemacht?
Nach meiner Wahrnehmung werden damit Aktivisten gebündelt, um deren Energie und Veränderungswille gezielt ins Leere laufen zu lassen und damit unschädlich zu machen. Bei Koblenz: Im Dialog trat beispielsweise Ernst Wolff auf, den ich kennenlernen wollte. Da sagten mir ganz viele ›Linke‹: ›Da darfst Du nicht hin, den darfst Du Dir nicht anhören, da sind lauter Antisemiten und ganz schlimme Leute und Ernst Wolff hat bei der AFD einen Vortrag gehalten.‹ Um sich ein Urteil über Ernst Wolff zu bilden, braucht man nur The Wolff of Wall Street SPEZIAL: Agenda 2021 – Ein neues Geldsystem und KenFM-Spotlight: Ernst Wolff über ein Leben ohne Geld zu hören. Und darum sagte ich diesen Menschen: ›Ich habe Videos von Ernst Wolff gehört, er interessiert mich. Es gibt weder Rassistisches noch Antisemitisches von Ernst Wolff. Seine ökonomischen Analysen sind klar und präzise, und er sagt nichts anderes als Joseph E. Stiglitz oder Noam Chomsky.‹ Das wurde, bar jeder sachlichen Argumentation, von diesen ›Linken‹ lautstark bestritten. Ich fragte: ›Habt Ihr Ernst Wolffs Buch gelesen?‹ Das hatten sie nicht - und wussten trotzdem, dass er ein ganz Schlimmer ist. Diese ›Linken‹ haben frei von Sachkenntnis und Fakten einen kompetenten Aufklärer denunziert und gegen seinen und weitere Vorträge in Koblenz Stimmung gemacht. Die Verbreitung von Informationen und Meinungen ohne Sachkenntnis quasi mit einer Vorzensur wie in einer Diktatur gewaltsam zu unterdrücken war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen und mich zum Austritt gebracht hat. In der LINKEN ist es seitdem ja auch nicht besser geworden. Im November 2019 beantragte der Kreisverband Vulkaneifel der LINKEN die Neuwahl des Landesvorstands und der Landesschiedskommission, und die Begründungen dieses Antrages zeigen deutlich, in welchem Zustand sich diese Partei jetzt befindet.

Worauf führen Sie diesen Zustand der LINKEN zurück?
Weil ich nicht verstanden habe, warum sich die Vertreter der LINKEN, Mitglieder der Grünen und andere so eisig gegenüber bestimmten Personen und Meinungen benehmen, habe ich begonnen, nachzuforschen, um die Gründe in Erfahrung zu bringen. Eine treibende Kraft ist die von einer ehemaligen ›IM‹, Anetta Kahane, geleitete Amadeu-Antonio-Stiftung. Dazu muss ich gar nichts weiter sagen, sondern verweise auf die informativen Recherchen von Markus Fiedler und Dirk Pohlmann. Dann stieß ich auf Menschen innerhalb der LINKEN, die nicht links waren, Menschen mit zionistischen Tendenzen, die alles taten, um jede Kritik an der Apartheid-Politik der rechtsgerichteten Likud-Regierung in Israel gegen die Palästinenser zu unterdrücken. Laut des amerikanischen Journalisten Max Blumenthal ist eines der erklärten Ziele der Antideutschen innerhalb der Partei DIE LINKE ›to crush the left‹. Das waren Erklärungen dafür, wie DIE LINKE so systematisch ausgehöhlt werden konnte, damit keine echte linke, politische Opposition in Deutschland mehr existiert.

Woher beziehen Sie bei all' Ihrer Arbeit und insbesondere in der gegenwärtigen Situation Ihren Mut und Ihre Stärke?
Zuerst und an erster Stelle macht mich die Liebe zu meiner Frau, meinen Kindern und zu meinen Enkeln stark. Zweitens haben Menschen meines Alters einfach kein Recht auf Feigheit. Ich habe ein tolles Leben gehabt, bis jetzt, ich habe eine liebe Frau, zwei wunderbare Kinder, und habe so viel geschenkt bekommen, wofür ich dankbar bin. Ich habe alles erreicht, was ich erreichen wollte, und in meinem Alter ist es nun an der Zeit, zurückzugeben. Es ist mir wirklich wichtig, mich dafür einzusetzen, dass auch die nächste Generation in einer gesunden und gerechten Welt aufwächst. Sie sollen mindestens die Möglichkeiten bekommen, die ich in meiner Kindheit und Jugend hatte, und den Schutz, den ich genossen habe vor tödlichen Impfungen und Gesichtsmasken. Das möchte ich meinen Kindern und Enkelkindern, deren Freunden und Freundinnen auch ermöglichen. Ich weiß einfach, dass es kein besseres Ziel gibt. Drittens sind es Menschen wie Dr. Carola Javid-Kistel http://www.naturheilpraxis-duderstadt.de/, für die ich Carolas March https://youtu.be/YexFpvardaY geschrieben habe - die, die gemeinsam zusammenstehen, informieren, widerstehen, aufklären, dieselben Ziele wie ich verfolgen. Am Ende des Tages aber gilt für mich: ›Hier singe ich, ich kann nicht anders. Amen!
Danke!

 

Erschienen bei Frische Sicht

 

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