15.06.2015

 

Bilderbergproteste 2015 in Telfs

Nachdem ich dieses Jahr beim Protest gegen die Bilderberger in Telfs mit dabei war, möchte ich über die für mich interessantesten Aspekte dieser Protesttage kurz berichten.

 
Die Tiroler Plattform gegen Bilderberg, die aus insgesamt 20 Organisationen besteht, hat eines auf jeden Fall geschafft: die Medien zu mobilisieren. Von APA und Reuters, über News, Standard, Puls4 und ATV bis zum lokalen Blättchen waren sehr viele Mainstream-Medien nicht nur vor Ort sondern haben auch im Vorfeld bereits über diese "private Veranstaltung" berichtet. Gratulation.

Was für mich erschreckend war: am Freitag bei der Protestkundgebung vor der Hoteleinfahrt - also innerhalb des Sperrbezirks - waren wir nur rund 120 Personen obwohl mit insgesamt 6 Fahrzeugen ge-shuttle-t wurde. Und auch am Samstag bei der offiziellen Kundgebung in Telfs waren es "gefühlt" maximal 800 Menschen, die auf die Strasse (anstatt ins Schwimmbad) gingen. Und das obwohl Aktivisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz angereist waren.

Aktiv-ist ist der, der aktiv ist - es sind noch VIEL zu wenige aktiv. Leider. Aber es waren Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten vom kiffenden Hippie bis zum gutbürgerlichen Spießer - aus unterschiedlichsten Altersgruppen von 4 bis ca. 80, die mit marschiert sind. Das lässt hoffen.

An beiden Tagen war die Stimmung aus meiner Sicht äußerst angenehm. Nach einigen unangenehmen Minuten am unteren Checkpoint, wo Polizisten in fast feindseliger Körperhaltung rumstanden, verlief alles sehr friedlich.

Die Einsatzkräfte vor Ort waren dann überaus freundlich, versorgten uns mit Wasser und entschuldigten sich fast dafür, dass sie uns aus rechtlichen Gründen beim Shuttlen nicht unterstützen dürften. Am nächsten Tag „kannten“ wir uns dann schon.

Ich habe mich unter den vielen "fremden" Menschen richtig wohl gefühlt. Es war einfach nett, mal nicht ausholen und erklären zu müssen, wer die Bilderberger sind und warum ich der Meinung bin, dass derartige Treffen sich mit MEINEM Verständnis von Demokratie nicht vereinbaren lassen. Eine Haltung, die übrigends von nicht wenigen Polizisten, mit denen ich im Laufe der beiden Tagen gesprochen habe, auch geteilt wird.

Warum zahlen wir mit unseren Steuergeldern für die völlig überzogenen Sicherheitsmassnahmen zum Schutz dieser Machtelite? 2100 Polizisten, 200km Zaun - zum Schutz der Machtelite vor friedlichen Protestlern?

Lustig war es zu beobachten, als Mainstream-Presse auf Alternativ-Medien stößt. So machte ATV ein Interview mit Freeman von Alles Schall und Rauch - eine Szene, die ich mir nicht verkneifen konnte zu dokumentieren :-) - wobei ich prompt ebenfalls fotografiert wurde.

Ich bin jetzt sehr auf die ATV Berichterstattung gespannt. Das Team war von Donnerstag bis Samstag vor Ort und machte einen offenen Eindruck auf mich. Abwarten.

Schönheitsfehler aus meiner Sicht war die Anwesenheit von Kathrin Oertel - die ehemalige Mitorganisatorin der Pegida - an beiden Tagen. Die Dame hat sich zwar inzwischen offiziell von ihrem Verhalten distanziert und entschuldigt, aber richtig wohl gefühlt habe ich mich mit ihr nicht. Den meisten ging es wohl ebenso - wir blieben alle so ziemlich auf Abstand. Ihre einzige Rolle war es "rumzusitzen" - sie diente aber dem Standard hervorragend als Aufmacher, um die Protestaktionen ins "rechte Licht" zu setzen. Wobei die sogenannte Redakteurin am Freitag ohne den kostenlosen Shuttle-Service nicht mal vor Ort hätte sein können. Sie verschwand auch vor Ende der Veranstaltung. Aber gut - der "Inhalt" ihres Artikels stand wohl fest, bevor die Veranstaltung beendet war. Was soll man vom Standard auch erwarten, dessen Chef zu den regelmäßigen Teilnehmern der Bilderberger zählt.

Es gab nicht nur Sprecher – auch die Musik sorgte für gute Stimmung. Und neben Reden & Rap gab es an beiden Tagen ausreichend Zeit sich untereinander zu vernetzen.



Vernetzung über die Grenzen der verschiedenen Gruppen hinweg: Ein weiterer positiver Aspekt, den ich mit dem Treffen verbinde! Bei der Abschlußkundgebung standen der Mitveranstalter Mesut Onay von den Grünen mit Lars Mährholz und Joe Kreisl fast einträchtig nebeneinander.


Dass die Peace-Party am Camping-Platz in Seefeld etwas verregnet war, machte der Stimmung keinen Abbruch. Nette Leute, gute Laune - Protestler wissen auch zu feiern.

Hat's was gebracht hinzufahren?
Objektiv? Dazu kann ich nichts sagen.

Aber da es mir persönlich ein Anliegen ist, bei der Frage "Warum hast Du damals nichts getan, du hast es doch gewusst" nicht rot werden zu müssen, war es wichtig, dass ich gefahren bin.
 
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