24.02.2013

 

Glueck und Pech lagen in Pampa Linda immer sehr nah beieinander. Oder sollte ich sagen, Pech und Glueck? Das trifft es eher. Manches, was sich zunaechst als Pech darstellte, erwies sich im Nachhinein als Glueck ... oder nicht gar so tragisch, wie es im ersten Moment aussah ...
 
... denn wer mich kennt, weiss, dass der Verlust meiner Kamera im Urlaub eine tiefe Krise hervorrufen kann. Und bereits am zweiten Tag in Pampa Linda war das der Fall. Meine Kamera, die am Vortag noch fast klaglos funktioniert hatte, gab den Geist auf. Kein Fokus. Sch....

Ich beschloss mich ueber dieses Pech nicht aufzuregen, was half es denn? Es haette mir nur den Tag verdorben, an dem ich mir so viel vorgenommen hatte. Mein Ziel: die Wanderung zum Refugio Otto Meiling. 1200 Hoehenmeter und rd. 16km - einfach. Angegebene Gehzeit 4-6 Stunden. Ebenfalls einfach. Die meisten gehen das in 2 Tagen und pennen oben. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, morgens rauf bis zum Gletscher. Nachmittags zurueck ins Hotel. Und dann das. Keine Kamera ... egal. Es geht ja auch ohne.

Soviel zum Pech dieses Tages. Mein Glueck war dann, dass Linda - die Empfangschefin im Hotel - eine ganz nette war, und mir ihre Kamera geliehen hat. So kann ich - wenn ich zurueck bin - doch "beweisen", dass ich zum Gletscher aufgestiegen bin und auch eine 50m lange Gletscherwanderung hingekriegt habe!

Da auch ein amerikanisches Paaerchen mit Fuehrer an diesem Tag hoch und runter wollte, fragte ich die beiden, ob wir nicht zusammengehen wollen. Leider hatte der Reisefuehrer was dagegen. Pech gehabt ... zunaechst.
Denn ... die waren deutlich langsamer als ich. Ich habe - aus unerfindlichen Gruenden - das Refugio bereits nach 4 Stunden erreicht. Dauergehen ohne Pause - und auf einmal war ich oben. Nach einer 1/2 Stunden Pause, in der die Kamera noch in der Huette geladen wurde, ging es dann auf 2000 meter hoch. Direkt zum Gletscher eben. Als ich von dort zurueck kam, zogen bereits die ersten Wolken auf. Ich ging nochmals ins Refugio, trank einen Kakao - und traf dort das Paar, das mich nicht hat mitnehmen duerfen. Die hatten allerdings keine Chance mehr, den Gipfel ohne Wolken zu bewundern. Von einem Aufstieg bis zum Gletscher war kein Hin-Denken. Also hatte ich wirklich Glueck - denn waere ich in der Gruppe gegangen, haette ich auch die rund 15 - in Worten FUENFZEHN - Kondore verpasst, die ueber dem Gletscher - und damit auch ueber mir - kreisten. WAHNSINN.

Da die Wolken immer dichter wurden, gab ich Gas und begann den Abstieg. Falls es regnen sollte, wollte ich wenigsten die Waldzone erreicht haben. Zwischen 1500 und 2000 Meter war es nur Fels bzw. Vulkangestein ... das mich bei Regen nicht wirklich reizte. Und auch das gelang. Ich erreichte den Wald, als der REgen begann. Meine "Freunde" die Amerikaner waren zu dem Zeitpunkt noch deutlich weiter oben. Ich muss dem Reisefuehrer also wirklich dankbar sein, dass er mit abgelehnt hat.

Beim Abstieg wurde mir dann sehr deutlich, dass ich auch beim Aufstieg kein Pech sondern richtig Glueck gehabt hatte. Ich hatte mich naemlich beim Hochgehen verlaufen, war den Hufspuren gefolgt und hatte dabei den eigentlichen Wanderweg irgendwie verloren. Freundlicherweise muendete der Reitweg weiter oben wieder auf der normalen Strecke, so dass keinerlei Probleme mit diesem "Pech" verbunden waren. Und als es runterging, wurde mir dann klar, WIEVIEL Glueck ich gehabt hatte. Der Abstieg war sehr sehr sehr steil. Zwar griffig und dank Stoecken auch vernuenftig begehbar. Aber es haette mich beim Hochgehen sicher 10mal mehr Kraft gekostet, den richtigen Weg zu gehen. Daher ... Glueck gehabt, dass ich mich verlaufen hatte!!!

Den anschliessenden Regentag betrachte ich letztlich auch nicht als Pech sondern als Gluecksfall. In einem bequemen Hotel - mit Bibliothek - im Einzelzimmer konnte ich mich in aller Ruhe von den Anstrengungen des Vortages erholen. Schliesslich war ich den Berg in 3,25 Stunden fast heruntergerannt (ja, ICH war das), so dass meine Muskulatur ueber diese Pause richtig dankbar war. Daher ... Glueck gehabt, dass es regnete ... nicht wahr? Fuer eine kurze Wanderung zum schwarzen Gletscher hat es noch gereicht, wobei mich ein Paaerchen mit dem Auto mitgenommen hat. Die "kannten" mich bereits aus Bariloche - und hielten an, ohne dass ich den Daumen rausstrecken musste. Bei dem Regen war das doch recht angenehm.

Auch heute hat mir Linda noch ihre Kamera geliehen, so dass ich auch die letzte Wanderung dokumentieren konnte. Vor 7 Wochen waere ich bei den drei Hindernissen, die sich mir in den Weg stellten, sicher umgedreht. Heute dachte ich nur: Augen zu - bzw. Augen auf - und durch. Mit geschlossenen Augen balanciert es sich schlecht :-) ueber Schwebebalken.

Pampa Linda - eine irre Gegend. Nur ueber eine Schotterstrasse erreichbar, die vormittags fuer die Anfahrt und Nachmittags fuer die Wegfahrenden zur Einbahnstrasse erklaert wird. Und das ueber 50 km lang. Berge, ein grosser See, an dem sich die Strasse entlangschlaengelt, 1-2 Campingplaetze - das war's. Man stelle sich vor: von Haibach nach Linz nur ueber einen Forstweg (gegen den meine Einfahrt noch gute Qualitaet hat) - und dazwischen ist einfach fast NIX. Nach der Forststrasse geht es dann noch mal ca. 30 km, bis man dann endlich Bariloche erreicht. Also ueber 80km bis zum naechsten Supermarkt. Ich schrieb ja bereits: Haibach bzw. Oberhubistan liegen aeusserst zentral.

Ich werde wohl bis Anfang Maerz hier in der Gegend bleiben. Morgen werde ich erst mal versuchen, eine halbwegs vernuenftige Kamera zu finden, die mein Budget nicht voellig sprengt (die Preise hier sind ziemlich heftig) und uebermorgen geht es dann weiter nach Villa la Angostura. Dort sind mal zwei Tage geplant, dann ist San Martin de los Andes bzw. Junin de los Andes vorgesehen, bevor ich am 4.Maerz nach Neuquen fahre, wo ich eine meiner Reisebekanntschaften aus Chalten besuchen werde. Das bringt mich dann doch ein kleines Stueck weiter in den Norden ... irgendwann muss ich doch Gas geben, wenn ich es wirklich bis zur Atacama schaffen moechte. Mal sehen.

Jetzt erst mal: Un Abrazo an alle NETTEN Leser und Leserinnen dieses Blogs.
 
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