21.08.2016

 

Der letzte Tag
 
Abfahrt vom Hostel zum Treffpunkt, wo sich alle noch Übriggebliebenen sammelten. Auch unsere C-Trupp-Konvoiführer fanden wir wieder, sodass wir in aller Ruhe aufbrechen konnten. Ab Richtung Berlin über Autobahn konnte ja keine große Herausforderung darstellen. Wenn man von den heftigen Regengüssen unterwegs und einer lockeren Bodenplatte an meinem Auto absah, war das auch der Fall. An einem Obi-Markt in Berlin kamen nach und nach erneut alle zusammen. Ein großes Hallo von Menschen, die sich teilweise seit der Abfahrt nicht wieder gesehen hatten. Auch zahlreiche Berliner Fahrzeuge von der Mahnwache waren gekommen, um den Konvoi in die Stadt zu geleiten. So war es dann wohl fast wieder die Menge an Fahrzeugen, die die Stadt ursprünglich verlassen hatte.


Unsere Eskorte
Irgendwann kam dann die berittene Polizei – ich meine natürlich die polizeiliche Motorrad-Eskorte – die uns zunächst leicht skeptisch, dann aber zunehmend freundlich begrüßte und auch für gemeinsame Fotos zur Verfügung stand.

Pünktlich um 17:00 Uhr (für unsere Verhältnisse fast auf die Minute) begann sich der vollständig beflaggte Fahrzeugtross in Bewegung zu setzen. Mit Tempo 30 ging es quer durch Berlin, sämtliche Ampeln waren ausgeschaltet und die Motorräder der Polizei sorgten dafür, dass wir einen wirklich genialen Einzug in die Innenstadt hatten. Den lauten Hupkonzerten konnte keiner entgehen. Winkende Menschen an den Straßen, Victory-Zeichen – aber natürlich auch manch unverständiges Kopfschütteln. An den Ampeln ließ sich auch mal ein verzweifeltes „Irgendwann muss das doch mal ein Ende haben“ hören – und das, obwohl wir erst ca. in der Mitte des Trosses fuhren. Nach einer Runde um den Pariser Platz – wo sich doch eine erkennbare Menge an Menschen zur Begrüßung eingefunden hatte, wurden wir dann Richtung Parkplätze geleitet – und kamen problemlos alle zum Halt - als ob man diese extra für uns freigehalten hätte.


Zu Fuß ging es dann Richtung Brandenburger Tor, wo die große Abschiedsfete begann. Die Verabschiedung von den Menschen, die mir auf der Fahrt etwas bedeutet hatten, musste natürlich sein. Aber das fiel dann alles relativ kurz aus. Zu meiner großen Freude waren Mark Bartal und Nelja auch zur Begrüßung gekommen. Den beiden, die ich aufgrund ihres journalistischen Agierens sehr respektiere, war ich sehr dankbar. Denn dank ihrer organisatorischen Hinweise hatten sich einige Probleme in der Durchführung vermeiden lassen. Mit ihnen – und Heike, einer mir bis dato ebenfalls unbekannten Facebook-Freundin, Kaffee trinken zu gehen, war etwas worauf ich nicht verzichten wollte. Claus und Philipp feierten gerne mit den anderen mit – sodass wir uns für zwei Stunden später am Tor verabredeten. Prima. Diese Begegnung war ein weiteres Highlight für mich auf dieser Fahrt.


Bei Khaled und Tatjana
Dann ging es zu Khaled, einem weiteren mir bis dato völlig unbekannten palästinensischen Facebook-Freund, den ich im Zuge einer intensiven politischen Diskussion kennen- und schätzengelernt hatte. Nach einer ersten Einladung zum Abendessen bei der Rückkehr, die ich ausgeschlagen hatte, weil wir ja mehrere waren, hatte er uns gleich alle zum Essen eingeladen. Auch diese Einladung lehnte ich dankend ab – weil ich ja für uns Unterkunft organisieren müsse. Das hatte dann dazu geführt, dass er uns gleich auch noch Übernachtung anbot ... DAS Angebot konnte ich dann natürlich nicht ablehnen – und so trafen wir gegen 21:30 Uhr sicher gelotst von Heike bei Khaled und seiner Frau Tatjana ein. Sie hatten ihre beiden Töchter ausquartiert, sodass wir wirklich ausreichend Platz hatten. Und wieder bog sich der Tisch ... Gastfreundschaft pur ... davon können sich viele Deutsche eine Scheibe abschneiden ... Zum Abschied gab es arabische Rezepte und Seife aus Jordanien – Gastgeschenke, das auch noch. Ich fasse es einfach nicht. Ein völlig fremder „Facebook“-Freund, mit dem ich als allererstes erst mal aneinander geraten war (genauso wie mit Mark und Heike übrigens) – aber das sind wohl die interessantesten Begegnungen.



Staufahrt Richtung Österreich
Am nächsten Tag ging es dann mit Stau Richtung Österreich – aber das ist der ganz normale Wahnsinn auf der Autobahn – und nicht weiter berichtenswert.

Das war es. Die Friedensfahrt und damit der ganze Hype ist vorbei – mal sehen, ob sich wirklich etwas daraus entwickeln wird. Vielleicht kann man das Ganze ja auf nachhaltigere Füße stellen – Begegnungen zwischen Menschen ermöglichen und beschreiben, um so die Fremdheit und damit die irrationale Angst abzubauen.


Mein Resümee?

Ich bin ihm nicht begegnet – dem „bösen“ Russen – auf dieser Fahrt. Ich bin aber auch nicht nur „tollen“ Menschen begegnet. Es waren einfach Menschen wie „du und ich“ – wie überall, wie in jedem Land.

In einigen Aspekten z.B. in Bezug auf Sanktionen hat es sich gezeigt, wie wenig die Berichterstattung in den Medien der Realität entspricht.

Aber ganz offen: Beides hat mich nicht im Geringsten überrascht.

Würde ich sowas nochmal machen? Wohl eher nicht.

Hat es sich gelohnt? Ganz sicher!


Gastgeschenke einer Reise, auf der ich als Gast gleich mehrfach beschenkt wurde

 
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