12.08.2016

 

Tag 6
Der Beginn „meiner“ Friedensfahrt in Pskow
 
Morgens um 7 Uhr packen Larissa und Philipp ihre Klamotten und fahren zum allgemeinen Treffpunkt. Sie fahren mit dem Bus weiter oder suchen sich sonst eine Mitfahrgelegenheit. Claus bleibt bei mir – lässt mich nicht hängen, holt sich nur noch ein paar Sachen, die er im Auto einer anderen Österreicherin hat liegen lassen. Ich bin heilfroh, allein wäre es doch ziemlich heftig geworden, ohne gescheites Navi nach Smolensk zu kommen. Als alle weg waren, dreh ich mich einfach mal um und schlaf noch eine Runde. Kraft tanken für meine – bzw. besser unsere – kleine Friedensfahrt.


Für KirchenbesucherINNEN - die ohne Kopftuch erscheinen, irgendwo in einer Kirche in Pskow
Im Hostel müssen wir das Zimmer wechseln, denn unsere Betten waren schon reserviert. Im 6-Bett-Zimmer kostet es dafür 50 Rubel weniger. Auch in Ordnung. Gegen späten Vormittag bummeln wir dann Richtung Kreml. Die Fahne, die Claus mir als Krückstock mitgebracht hat, macht das Gehen zwar leichter, aber irgendwann hatte ich dann das Bedürfnis richtig „auszuflaggen“. Schließlich sind wir ja – wenn auch in völlig anderem Rahmen – weiter auf Friedensmission. Die Fahne ist ein guter Anlass mit Menschen ins Gespräch zu kommen, unsere Flyer zu verteilen und gerade jetzt – wo es auf der Krim wieder hässlich zu werden droht – das Signal zu senden, dass es auch „Westler“ gibt, die diesen Wahnsinn nicht mittragen.



Wir hatten die Fahne noch keine 15 Minuten ausgerollt, da spricht uns eine junge Frau in fließendem Deutsch an, ob wir aus Deutschland kommen. Lena ist Deutschlehrerin und freut sich richtig, als wir ihr von unserer Tour erzählen. Unsere Tortur – also der „Slamassel“ (so ähnlich klingt das auf Russisch) mit dem Auto – findet ihr ehrliches Bedauern und wir überlegen, wann wir uns auf einen Kaffee treffen können. Just in diesem Moment klingelt das Telefon und ein Russe versucht Claus irgendetwas mitzuteilen. Gut, dass wir JETZT mit einer deutschkundigen Russin im Gespräch waren, die das Telefon übernahm und für uns dolmetschte. Zufall? Ja, das Richtige ist uns zu-ge-fall-en. In 26.000 Rubeln und 3 Tagen (Montag abend) werde ich mein Auto aus der Werkstatt holen. Die Ersatzteile waren rechtzeitig vor dem Wochenende gekommen, sodass sie es am Montag fertigmachen können. Wir tauschen Telefonnummern aus und verabschieden uns von Lena, die meint, dass sie sich wegen Kaffee trinken noch melden werde.


Auch wenn er "etwas kleiner ist" - schön ist der Kreml doch
Bei einem gemütlichen Cappucchino mit herrlichem Kuchen genießen wir die Sonne und den Blick auf den Kreml von Pskow. Wenn auch deutlich kleiner als der große Bruder in Moskau – und mit nur einer Kirche auf dem Gelände – ist es doch ein wirklich beeindruckendes Bauwerk. Der Spaziergang entlang der Kreml-Mauer, die sich am Fluß entlangzieht, ist auch eine gute Gelegenheit, unsere Flyer unter die Menschen zu bringen. Auch wenn die Sprache fehlt, unser „Gespräch“ mit einem Fischer ist sehr aufschlussreich, er hat an diesem Vormittag schon eine beeindruckende Menge Fische gefangen, die er uns (stolz?) präsentiert. Im Kreml selbst sind viele Touris, wir sind aber wohl die einzigen nicht russisch-kundigen Besucher, was uns jedoch nicht im geringsten stört. Einige „Jungs“ vom historischen Club bieten die Möglichkeit, mit antiken Waffen wie Wurfaxt oder Bogen auf Zielscheiben zu schießen. Für mich natürlich ein Anlass, ihnen unsere friedlichen Flyer zu geben – worauf sie mir einen Magneten von Pskow für meinen Kühlschrank überreichten. Sehr nette Geste und wir verabschieden uns sehr freundschaftlich.




Begegung in der Kantine
Langsam werden wir hungrig – die Kantine von gestern war gut und günstig, also zurück Richtung Hostel. Auch dort werden fleißig Flyer verteilt, was ein älteres Ehepaar wirklich begeistert. Sie kommen zu uns an den Tisch. „Karascho“ – sehr gut, dass wir das tun, was wir tun. Man spürt so richtig, wie froh sie sind. Auch die Bankbeamtin, bei der Claus Geld wechselt, freut sich über diese ungewöhnliche Geste. Egal welches Alter, ob Mann oder Frau: Wir stoßen überall auf positive Resonanz mit unserer Aktion.




Wenn man Zeit hat, hat man die seltsamsten Begegnungen
Im Hostel machen wir erstmal ein kurzes Päuschen – und wachen nach 1,5 Stunden wieder auf. Man merkt den Druck der letzten Tage. Aber für einen Abendspaziergang rund um den Block reicht es noch. Und wieder klingelt das Telefon. Diesmal brauchten wir aber keinen Übersetzer. Diesmal war es Lena, die uns vorschlug, dass wir mit ihrer Freundin und ihrem Mann morgen einen Ausflug in ein Dorf in der Nähe machen würden und dort ein Männerkloster besuchen würden. Sie holen uns um 10.00 Uhr im Hostel ab. Ist das nicht Druschba?

 
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