11.04.2022

 

Erlebnisse der besonderen Art - der Blick in die Hölle
 
Was ich nicht an diesem Land mag ist, dass man von aussen nicht unterscheiden kann, ob es sich bei einem größeren Gebäude um ein geschütztes Industriegelände, ein großes Wohnhaus oder ein Gefängnis handelt. Hohe Mauern, Stacheldraht – alles was dem Schutz dient – bis hin zu wenig freundlichen Hunden. Ok. Ein Gefängnis hätte wohl noch Wachtürme. Aber das ist nur ein Detail am Rande. Auf dem Rückweg von Leon nach Managua sehe ich viele solche … Gebäude.

Was ich an diesem Land sehr mag, sind die Menschen. Eine kleine Episode von ebendieser Rückfahrt: Ich sitze schon im Minibus, will mir eine Flasche Wasser kaufen, die eine Verkäuferin bringt. Mir fehlen 10 Cordoba (40 kostet es) – ich suche in meiner Tasche, aber der Bus soll fahren. Ich will das Wasser schon zurück geben. Ein junger Mann hinter mir gibt mir die 10 Cordoba – und will sie auch nicht wieder haben, als ich sie endlich aus meiner Bauchtasche gekramt habe.

Wer mich kennt, weiss, dass ich es mit meiner Reise“planung“ nicht sehr intensiv betrieben habe. Meine Standard-Antwort auf die Frage, was ich vorhätte, war immer: Keine Ahnung, ich weiss doch nicht, wer mir am Flughafen begegnet. Weder Rama noch der Besuch der Finca hätte ich planen können :-). Und ganz konkret: im Flugzeug von Mexiko Stadt nach Managua sass ein netter Mensch neben mir und sagte, ich müsse UNBEDINGT, den Vulkan von Masaya besuchen. Ok. Wenn „der“ das sagt. Jetzt war es soweit. Am Sonntag nachmittag mache ich mit Ariel und Angel – den Neffen von Juana – einen Ausflug.

Ich erfahre von Ariel, warum es in Managua keine Hochhäuser gibt: das läge daran, dass es hier viele Erdbeben und weniger gute Ingenieure gibt. 1972 ist beim großen Erdbeben die gesamte Innenstadt zusammengekracht. Erst in den letzten Jahren soll die Ausbildung an den Unis dahingehend besser geworden sein. Aber da hier oft die Erde wackelt – was mir bis jetzt freundlicherweise erspart blieb – hat man das lieber sein lassen. Etwas intelligenterer Ansatz als in den USA, wo man AKWs in Kalifornien baut, wo „the big one“ meines Wissens noch erwartet wird.

Aber zum Ausflug: Zuerst fahren wir zu einem Mirador in der Nähe von Ticuantepe – ein Naturschutzgebiet in die Berge. 3Km buckelpiste zum Mirador Pentaron (ich hoffe, die Namen stimmen) – im Vergleich zu diesem Weg ist meine Strasse eine glatte Asphaltpiste.

Das Dorf hier ist sehr sehr sehr einfach. Ob es hier überhaupt fließend Wasser gibt. Vermutlich ja, aber … uff. Aber … die Menschen sind alle auf der Strasse, es ist Sonntag nachmittag, man redet miteinander, die Kinder und jugendlichen spielen Fussball oder Baseball – unter einfachsten Bedingungen aber mit erkennbarer Freude. Diese Kinderseelen sind NICHT maskengeschädigt. Ich weiss nicht, wie es mit den Kindern in der Stadt, da ja viele jugendliche auch draußen bei Hitze mit Maske unterwegs sind, aber hier im Dorf sind es ganz normale Kinder. Wenn ihnen leid widerfährt, dann durch die Armut.

Von Mirador aus kann man sehen, dass der Vulkan von Masaya eigentlich ein Supervulkan ist – faszinierend. Das Ding ist RIESIG. Also der äußere Ring um das, was man heute noch als den aktivsten Vulkan Mittelamerikas bezeichnet. Dass ich als Touristin das doppelte zahle, ist für mich ok. Das gilt übrigens auch für den Eintritt zum Vulkan selbst, der nur die Hälfte von dem kostete, wie erwartet. Für uns drei insgesamt 20 Dollar, was ich völlig akzeptabel fand – inklusive Museumsbesuch und 6Km PERFEKT gepflegte Strasse bis zum Einblick in das Auge der Hölle …



Der nette Mensch im Flugzeug hatte recht! Mehr kann ich dazu nicht sagen.

Gracia a la vida, que me has dado tanto.

Jetzt geht es weiter nach Granada – Alfred und Juana fliegen morgen nach Wien … und ich bin jetzt mal ganz auf mich gestellt.
 
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