14.04.2022

 

Der Luxus-Urlaub hat begonnen. Ich schrieb ja schon auf Facebook: es gibt warmes Wasser in der Hoteldusche.
 
Die letzten Tage gehe ich ruhig an, trödle durch Granada, liege am Pool, lese. Darum war auch wenig zu schreiben. Denn Granada ist schon eine recht touristische Stadt und das, was ich tue machen alle Touris – außer vielleicht sich mit den Menschen so intensiv zu unterhalten. Darum ist aber weniger zu erzählen.

Ein paar Geschichten aus den letzten Tagen.

Ich war in einem kleinen Cafe etwas ausserhalb und kam mit dem 60ig jähreigen Besitzer ins Gespräch. Er ist Zivilingenieur, es gibt aber keine richtige Arbeit für ihn. Die meisten Ingenieur-Jobs gehen wohl an Leute, die bessere Beziehungen (zur Regierung) haben als er. Lt. Seiner Aussage sind 60% der Menschen ohne Jobs, als „selfemployed“ als Verkäufer für irgendwas auf der Strasse. Es gibt unheimlich viele junge Menschen. Lt. Dem Cafe-Besitzer kommen am Tag ca. 20 Kinder zur Welt, es fahren aber nur 3-4 Leichenwagen vorbei – er wohnt beim Friedhof. Keine Arbeit und sehr viel nachwachsende Menschen, auch nicht für gebildete und gut ausgebildete Menschen wie ihn. Ich weiss nicht ob mir die Menschen oder die Tier in diesem Land mehr leid tun. Es ist ein sehr hartes Leben.

Er beschwerte sich auch über die korrupte und dikatorische Regierung, die seit 2018 das Land unter der Knute halte. Ja. Es laufen an vielen Stellen schwarz angezogene Polizisten rum. Auffällig viel mehr hier in Granada im Vergleich zu Managua fällt mir auf. Die sind nicht dazu da, sich in Verkehrsvergehen einzumengen. Sie sollen aufkommende Politische Proteste von Anfang an niederschlagen. Er meinte, wenn er sich laut kritisch äußerte und einer der schwarzen Herren würde das hören, käme er ins Gefängnis, würde zumindest sehr heftig „befragt“.

Man kann überall alles kaufen – zu essen, Lose, Getränke, Touren nach irgendwohin, Reise-Mitbringsel – alles alles mögliche – und alle verkaufen das gleiche. Gefühlt. Die Verkäufer stürzen sich regelmässig auf die Kunden – und große blonde Riesinnen sind da ein begehrtes Ziel. Viele ältere und alte Frauen verkaufen Lebensmittel. 5 Bananen für 10 Cordoba, 25 Cent. Ich mache gerade Bananen-Diät.

Die jungen Leute, also die Verkäufer im Zentrum sind schon heftig. Ich verstehe zwar, dass sie dringend Kunden brauchen – aber es ist schon anstrengend, für immer die gleichen Sachen immer wieder nein zu sagen. Dann kriegt man sie nicht wieder los – und wenn man dann etwas deutlich ist man unfreundlich. Mich nervt es manchmal schon ziemlich besonders wenn Menschen mich anfassen.

Seit 2018 ist hier halt der Tourismus zusammengebrochen. Erst der Putsch und dann Corona. Es gibt unheimlich viele leerstehenden Restaurants und Hotels – und das obwohl jetzt die Semana Santa – die Osterwoche ist, wo alle reisen.

Was ich überhaupt nicht verstehe. Fast alle Frauen haben lange Haare, aber alle tragen diese aufgesteckt als Dutt. Warum hat man dann lange Haare?

Gestern auf den Isletas – es war eine schöne Fahrt mit dem Boot rund um einige der 365 Inseln am See – eine pro Tag. Das war dann richtig touristisch. Auch wenn es sehr schön war. Wir fuhren u.a. zur Insel der Affen. Auf dieser Insel gibt es 3 – in Worten drei – Affen, die den Touristen als Attraktion präsentiert werden. Insgesamt waren zeitgleich 4 Boot mit rd. 40 Affen – pardon Touristen – die ihre Kameras zückten und die Attraktion fotografierten. Die Affen kriegen so oft Besuch, dass sie an den mitgebrachten Bananen kein Interesse hatten … ähm.

1992 in Costa Rica haben mir die Monos meinen Rucksack am Strand geklaut. 2008 war eben diese Stand mit US-5*-Hotels zugebunkert. Heute erfahre ich von einer anderen Touristin hier im Hotel, dass in CR ein halbwegs vernünftiges Zimmeeir unter 100$ nicht zu kriegen wäre. Der Standard, den das Hotel con Corazon in Granda uns böte, das mich ca. 45$ die Nacht kostet, läge wohl bei 120-130$ in CR. Die Gringos (Amis) haben definitiv die Preise versaut.

Eine Erfahrung, die mich als Tierfreundin schon berührt: ich habe immerhin zwei Geschäfte gefunden, wo Hundefutter und Wasserschalen für die unzähligen StrassenköterInnen angeboten wurde. In einem Geschäft sprach ich das an, der junge Mann sagte, dass es oft die einzige Mahlzeit der Tiere sei, die sie bekämen. Ich ließ ein paar Cordoba für Tierfutter da.

Beim Spaziergang zum See und am See entlang war ich mitten im Trubel der Einheimischen, die sich in der Semana Santa eine schöne Zeit am See machen. Das Wurln lässt sich nicht in Worte fassen – ich gestehe, ein wenig sehne ich mich manchmal schon nach der Ruhe in meinem Waldhäuschen :-)

Was mich ein bißchen nervt? Ich bin keine 20 mehr. Nicht mal mehr 50. Grummel. Das Knie tut weh, der Schwindel ist bei der Hitze teilweise ganz schön anstrengend, ich musste nach 2,5 Stunden am Strand dann doch zähneknirschend den Rückweg zum Hotel mit einer Pferdekutsche antreten. Ich konnte einfach nicht mehr (und ein normales Taxi war nicht da).

Ich weiss, das ist jetzt kein exklusives Problem, das mit dem Älter werden, aber … grummel. Grummel. Ich war ja schon vernünftig genug, meine Bergschuhe nicht mitgenommen zu haben. So komme ich nicht in Versuchung, Vulkanbesteigungen auch nur zu versuchen – 3 Stunden durch die Hitze mit hinnigem Knie ... wäre sicher nicht ganz das richtige. Aber gut. Ich habe das alles gehabt und bin dankbar dafür. Und ich bin dankbar, das noch tun zu können, was eben jetzt geht. Und ich werde noch nach Uruguay, Kolumbien und Peru fliegen – mindestens. Wenn es langsamer sein soll, dann wird es langsamer sein. Im schlimmsten Fall in Begleitung, wenn ich mich allein nicht mehr drüber traue (falls sich jemand findet, der meine chaotische Art der Reiseplanung teilt) … Ich möchte die Welt weiter erkunden, meine Perspektiven erweitern, neues lernen. Und ich lasse mir weder durch die Politik noch durch meinen Körper diese Dinge nehmen. Jetzt zumindest noch nicht. Punkt. Ausrufezeichen.

PS. Das Bild von den Isletas ist natürlich online geklaut. Die Inseln mit dem Vulkan im Hintergrund und Vögeln sind schon wunderschön. Man kann übrigens eine Insel kaufen. Mit solidem Haus. Also, falls jemand 500.000 Dollar in der Portokasse hat ...

Ansonsten: man liesst sich. Sonntag geht es zurück nach Cancun. Da wird dann wieder verschwörungstheoretisiert.
 
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