14.07.2021

 

Problemlose Transfer von einem Ende der Welt zum anderen
 
12.07.21
Ich sitze im Bus nach Caaguazu. Glück gehabt, Valentina, Sven und ihre Familie haben mich nach Villarrica gebracht und es war wirklich eine komode Anreise zum Busbahnhof. Ich bin nicht mit dem Bus gefahren, den ich auf der Uhr hatte, sondern habe einfach den nächsten genommen. Hier fährt offensichtlich alle halbe Stunde ein Bus nach Caaguazu... Es geht Richtung ciudad del Este, aber das hat mir keiner gesagt. Es ist alles relativ kompliziert wenn man sich nicht auskennt, und Internet, Pläne aller ÖBB oder Deutsche Bahn zum nachschauen, wann hier wo was fährt vermisse ich doch recht schmerzlich. Nein, nicht wirklich, aber man darf halt nicht unter Zeitdruck sein, wenn man irgendwo hin will. Wenn man sich nicht auskennt muss man richtig Zeit einplanen, dann geht auch hier alles.

Im Bus sehr angenehm, ich bin die einzige ohne Maske, aber kein Mensch hat etwas gesagt. Wenn es halt überall so wäre, wäre es wirklich nett, aber ja., Deutschland ist eine andere Hausnummer.

Es stellt sich also die Frage, was ist angenehmer? Busfahrpläne, und Schaffner, die einen aus den Zug werfen, wenn ihnen das Attest nicht gefällt, oder keine Busfahrpläne und problemlos, maskenlos atmen?

Wie ich vermutet habe, fahren wir jetzt genau wieder Richtung Independencia zurück und werden irgendwann wahrscheinlich links abbiegen, aber die Hälfte der Strecke nach Independencia haben wir schon wieder hinter uns. Aber gut, da es mir nicht möglich war herauszufinden wo und wann irgendein Bus nach Caaguazu abfährt, bin ich eben auf Nummer sicher gegangen. Fürs nächste mal, falls es ein nächstes mal gibt, weiß ich dann Bescheid.

Die Bautätigkeit ist unfassbar. Überall sieht man Neubauten, kleine Häuser, große Häuser, Hotels, überall wird neu konstruiert. Am Straßenrand direkt, auch weiter hinten, man merkt dass Einwanderung in Paraguay eine richtige Rolle spielt, aber auch die Jugend der Bevölkerung , hier sind sehr, sehr viele junge Leute die ihr neues Zuhause bauen.

Nur für mein Gedächtnis, Melgarejo ist innerhalb der Colonia de Independencia, Borcati (?) ist schon der Colonia de Independencia auf dem Weg nach Villarrica. Caaguazu liegt zwischen Borcati (?) und der Colonia fährt man links weg Richtung Ciudad Deleste (?).

Busfahren ist übrigens spottbillig. Die Fahrt von Villarrica nach Caaguazu kostet etwa 2,50 Euro. Hatte ich schon erwähnt, Paraguay hat in etwa so viele Einwohner wie Österreich, irgendwas um die acht Millionen und ist in etwa so groß wie Deutschland. Da kann man sich vorstellen, wie dicht besiedelt das Land ist, oder undicht, genauer gesagt. Dann ist es natürlich auch kein Wunder, dass die Straßen so sind wie sie sind, denn über die Hälfte der Bevölkerung lebt in der Hauptstadt, nur der Rest lebt auf dem Land, das verteilt in einem Gebiet so groß wie Deutschland.

Heute bekam ich auch die Antwort darauf, warum es hier so viele Tankstellen gibt. Die Erklärung ist ganz interessant, man braucht sie für Geldwäsche.

Was man hier kaum sieht sind Fabriken. Das fällt mir deshalb auf, weil ich eben die erste gesehen habe, nach keine Ahnung zig Kilometern auf der Routa 7. Ich schätze hier wird Zuckerrohr oder sonst was verarbeitet, aber sonstige Fabriken Fehlanzeige.

Nach meinem letzten Gedankensplitter sah ich weitere Fabriken. Wir näherten uns Caaguazu und hier gibt es offensichtlich mehr Industrie als in der Gegend wo ich vorher war. Angekommen in Caaguazu bemerke ich, dass es von Vorteil ist ein altes Mädchen zu sein, denn ich musste nicht fragen, dass man mir den Rucksack aus dem Bus hebt, dass hat der junge Mann ganz von alleine getan. Es hat doch alles seine Vorteile, selbst das älter werden.

In einem Kräuterladen habe ich mir jetzt Graviola gekauft, und habe gleich die Gelegenheit genutzt da aufs Klo zu gehen. Ok, damit habe ich mir die 2.000 Guaranies, was auch nur 25-30 Cent sind, vom Busbahnhof gespart, und das was ich gerade gekauft habe ist gegen Krebs, gilt als Wundermittel gegen Krebs, und das muss ich mir doch einfach mal gönnen. Es soll auch sehr energiefördernd sein, schaun wir mal.

Bei der Gelegenheit durfte ich gleich im Hinterzimmer schauen, wie man Matekräuter in Tüten abfüllt, das ist ja alles Handarbeit, so wie bei mir im Dorf, allerdings nicht mehr bei uns im Land.

Was am meisten für die Auswanderung nach Paraguay spricht, ist das, was mich in jedem südamerikanischen Land immer wieder fasziniert, die Freundlichkeit der Menschen. Ein bißchen fürchte ich mich schon wieder nach Europa zurück zu kommen, weil nicht natürlich meine Freunde und Bekannte, mein politisches Umfeld, aber diese warme Herzlichkeit die völlig Fremden entgegen gebracht wird, die ist in Europa einfach nicht vorhanden. Und das ist dann immer sehr anstrengend diesen Kulturschock wieder zu überstehen. Ein Teil von mir ist als Latina auf die Welt gekommen, nur ein Teil, wie immer.

Nach längerer Suche habe ich eine kleine Bar, eine kleine Cosina gefunden, wo es Reis mit Fleisch gibt und Brot, dazu einen Obstsaft, oder eher eine Limonade, ganz einfaches Essen von den Leuten hier.

Das war heute mal ein günstiges Mittagessen, für ungefähr 1,80 Euro, 14.000 Guaranies bin ich satt geworden. Man kann hier, wenn man will und es einfach hält sehr billig leben, man kann hier aber auch jeden Tag 10, 12, 15 Euro für nur eine Mahlzeit ausgeben, je nach Bedürfnis.

Durch meine Spaziergang durch Caaguazu habe ich das Gefühl, alle 100 Meter eine Auto- oder Mopedwerkstatt zu finden. Tja, bei den Straßen ist das wahrscheinlich auch nötig.

Ich war gerade in einem weiteren Laden, wo sie Heilkräuter etc. verkaufen und habe mich mit dem Besitzer über Impfstoffe unterhalten. Auf spanisch war das eine ziemliche Herausforderung, aber ich habe es hingekriegt. No te vaccunias.

Also Neonazis gibt es definitiv hier in Paraguay. Jetzt hat mir doch so ne Tusse erzählt, Hitler wäre ein Guter gewesen. Wo sich das von den „Heil Hitler“ Sagern unterscheidet erschließt sich mir nicht. So ne Tusse aus Thüringen, die hier seit einiger Zeit zu leben scheint. Wuah, ich koche!

Das Treffen mit Christina an der Busstation hat perfekt geklappt, war superpünktlich da. Ganz lieb, mit Kinder, zwei Mädels, ein Junge noch bei ihr, ihr Mann Simon leben ca 20 km von Caaguazu entfernt, davon ungefähr 18 km Sandpiste. Also wenn ich jemals dachte, ich lebe am Mond, ja, dann war das eine nette Illusion. Heibach ob der Donau und meine Hütte sind komplett zentral. Ich habe jetzt ein Dilemma, denn für Donnerstag ist Regen angekündigt, und nach dem Regen kommt man nicht mehr weg hier. Wenn es regnet, kann man zwei Tage nicht wegfahren und eigentlich wollte ich Freitag Richtung La Iguazu weiterfahren, aber entweder fahre ich Mittwoch oder Samstag. Entscheidungsprobleme, oder auch Luxusprobleme. Jetzt genieße ich erst mal die Ruhe und die Natur und das Selbstversorger-Leben im Urwald neben einem Reservat mit Indianern.




 
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