16.07.2021

 

Es ist ruhig, sehr ruhig
 
Heute morgen geht es wieder Kühe melken, ich bin jetzt mit Stock ausgestattet, so dass das Gehen doch nicht ganz so schwierig für mich wird, denn quer durch den Busch wird’s interessant. Christina kämpft mit dem Kalb, das sie rüber bringt, dass es dann seine Mutter annuckelt, damit es Milch gibt, die Milchrefelex produzieren. Hier kann man nur melken, wenn die Kälber diesen Milchreflex ausgelöst haben. Bei unseren Hochleistungskühen ist das was anderes.

Sie wollten heute Holzabfälle verbrennen, ist aber zu gefährlich, weil der Wind direkte auf den Wald zugeht, dass es dann zu einem Waldbrand führen könnte, dann lassen sie es lieber, finde ich dann sehr vernünftig.

Hier lebt man halt sehr verbundener mit der Natur, nicht so wie bei uns, gedankenlos, mehrheitlich, natürlich nicht am Land, natürlich nicht bei mir im Dorf.

Das Leben hier im Hinterland ist sehr, sehr ruhig. Kühe melken, Lebensmittel im Garten, versuche ein bißchen die Technik im Griff zu halten wenn man keinen Strom hat, aber sonst ist es ein ruhiges, entspanntes Leben was man nur dann leben kann wenn man Einnahmen aus Deutschland hat, oder Rücklagen, oder sonstige Geldquellen, Rente oder ähnliches, dann ist ein zurückgezogenes Leben hier im Hinterland wirklich angenehm. Ich glaube auch nicht, das irgendwelche Impfwahnsinnige hier raus kommen werden und einen Zwangsimpfen werden. Trotzdem die Einsamkeit ist heftig.

Wasserversorgung im Hinterland, man pumpt aus dem Bach in einen Kanister, der weit oben steht, damit dann mit Fallhöhe Wasser abgezogen werden kann, der muss aber voll sein bevr der Regen kommt, weil wenn der Regen kommt, kommt auch Wind, und wenn er nicht voll ist, kann es sein, dass der Wasserkanister einfach runter fällt, ausserdem ist nach dem Regen das Wasser immer bräunlich logischerweise aufgefüllt. Ja, Wasserversorgung im Hinterland.

Käse machen nach Rezept, auch Mozzarella. Heute gibt es abr Schnittkäse bei Christina. Kommt mir irgendwie vertraut vor, wie daheim, nur dass sie ihre eigene Milch hat und ich zum Milchbauern muss.

Mit eigener Milch, eigenen Zitronen, bzw. Limetten, ist es natürlich etwas einfacher, als wenn man sich erst alles zukaufen muss.

Wie macht man Ricotta? Molke, kippe den Saft einer Zitrone rein, lasse es aufkochen bis es schäumt, rühre zwischendurch immer wieder mit dem Schneebesen rum, wenn sich dann der Festanteil der Molke soweit abgesetzt hat, haut man das Ganze dann durch ein Tuch, gießt den Rest Molke ab, sammelt die Festbestandteile im Tuch und nimmt es dann aus dem Tuch in die Ricotta Gefäße, dann hat man fertigen Ricotta. Der ist nämlich extrem feinkörnig und geht nicht durch ein Sieb, sondern muss durch ein Tuch aufgefangen werden. Endlich weiß ich was ich mit der Molke mache, wenn ich Mozzarella produziere, dafür fahre ich nach Paraguay.

Für Laien: eine Ricotta-Form ist ein Sieb, da muss die Molke auch noch mal abtropfen. Wenn er dann abgetropft ist aus seinem Förmchen, kann er in den Kühlschrank und ist abends essbar.

Der Frust des Selbstversorgers, aus 16 Liter Milch, drei Kilo Käse und ein 500 gr Förmchen Ricotta. Viel ist es nicht, aber lecker! Und jetzt weiß man auch, warum der Käse in den Supermärkten viel zu billig sind, wenn man es ernsthaft betrachtet.

Müllentsorgung in Paraguay. In Städten wird der Müll abgeholt, hier draussen auf dem Land, auf und mit diesen Pisten, kannst du es vergessen! Hier holt keiner Müll ab! Das heisst, es wird abgefackelt, sowohl Plastikmüll, als auch Holz werden einfach abgebrannt, wenn das Wetter passt. Man kann Plastikmüll sammeln, alternativ kann man ihn auch auf dem Grundstück vergraben, so wird es den Menschen mitgeteilt, aber man darf ihn nicht in den Städten in die Müllcontainer bringen, das wird nicht gerne gesehen. Simon und Christina wurden dafür böse angemacht, weil sie ihren Plastikmüll woanders entsorgen wollten, also wird Müll abgebrannt. Sie machen Holzstöße, sie sind eh dabei ihren Urwald, bzw. die Lianenhölzer zu entsorgen, und brennen damit auch ihr Plastik weg. Was sollen sie auch tun?

Wir haben heute ein Kalb von Christina zu einem Nachbarn gebracht, der ungefähr eine Stunde zu Fuß entfernt wohnt, dort soll es mit den anderen mitlaufen, weil seine Mutter jetzt schon so schwanger ist, dass sie ihre Milch für ihr neues Kalb braucht. Dabei habe ich die doch sehr einfachen Lebensverhältnisse der paraguayischen Einwohner kennen gelernt. Eine der Frauen, die wir unterwegs besucht haben, lebt mit ihren Hühnern im Haus zusammen. Ich sag dir, sehr einfache Lebensverhältnisse! Aber diese Frau war es auch, die mich gefragt hat ob ich mich impfen lassen würde, und sehr breit grinste, als ich sagte, niemals! Und sie sagte, so wie mich Gott geschaffen hat, werde ich die Erde wieder verlassen! Ich lasse mich nicht impfen! Hausverstand der Eingeborenen scheint überall zu funktionieren.

Es ist ja schon gut, wenn man zum häckseln von Elefantengras einen Häcksler hat, Problem ist nur, wenn der Strom, bzw. die Spannung nicht ausreicht, dann muss man sehr, sehr langsam arbeiten. Alles geht etwas langsamer in Paraguay.

Dasruhige Leben im hinterland wird noch ruhiger. Heute Nacht kommt der Regen.
 
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